Interview mit Marcus Urban

In Blog by verwaltung

Es gibt immer wieder Lebensgeschichten, die mich stark beeindrucken. Marcus Urban hat so eine dieser Biografien. 1973 in der DDR geboren, wurde schon früh sein sportliches Talent entdeckt. Marcus durchlief dann verschiedene Sportschulen und diverse Programme der DDR-Fußballnationalmannschaft. Schließlich wurde er Profifußballer. Marcus studierte aber auch Stadt- und Regionalplanung und ist Diplom-Ingenieur mit Spezialisierung auf Erneuerbare Energien. Im November 2007 hatte er in einem Interview sein Coming-out als Homosexueller. 2008 erschien seine Biografie mit dem Titel „Versteckspieler. Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“. Er war damit einer der ersten schwulen Profifußballer, die sich überhaupt öffentlich dazu äußerten. Heute ist Marcus Urban ein wichtiger Fürsprecher gegen Homophobie im Sport, aber auch in der Gesamtgesellschaft. Danke dafür, lieber Marcus.

Bist Du mit Tieren groß geworden?
Ja mit Hunden, Katzen, Hasen, Hamstern

Was war Dein Wunschtier als Kind?
Mein Hund

Hattest Du eine Lieblingsfernsehserie mit einem Tier? Eher Lassie, Black Beauty oder Flipper?
Alle aufgezählten, aber auch Trickfilme wie „Mein Name ist Hase“ und „Tom und Jerry“.

Wie kamst Du schließlich auf den Hund?
Meine Erziehungspersonen waren sehr zerstritten. Der Hund war eine Ausrede für meine Mutter von meinem eifersüchtigen, gewalttätigen Stiefvater eine Pause zu bekommen, durchs Gassi gehen. Es fehlte gesunde Liebe in unseren Leben. Gessi hat uns gezeigt, wie das geht. Für mich war Gessi mein bester Freund und Bruder. Er war mein absoluter Wunschhund, ein kleiner Yorkshire-Terrier.

Welchen Stellenwert hat der Tierschutz in Deinem Leben?
Kategorie 1. Höchsten Stellenwert.

Warum gehen Deiner Einschätzung nach, manche Menschen schlecht mit ihren Hunden oder anderen Haustieren um?
Weil sie sich selbst hassen. Weil sie ihr Leben gerade oder immer hassen und hilflose Haustiere als Objekte ihres Hasses ersatzweise und unberechtigt misshandeln und missbrauchen, da sie meinen ihre Unzufriedenheit nicht verarbeiten und verändern zu können.

Hat das etwas mit Macht ausüben oder Machtmissbrauch zu tun? Also, endlich mal Alphatierchen sein zu dürfen?
Ja, einmal nicht die kleine, ohnmächtige Person sein. Sich einmal mächtig fühlen. In Wirklichkeit ist es die höchste Steigerung der Ohnmacht, des Versagens und Unfähigkeit, andere Wesen zu missbrauchen, im Übrigen kriminell und zu Recht der Strafverfolgung unterliegend.

Mit wem tauscht Du Dich am Liebsten über Deine Hunde aus?
Meinem Mann und den Leuten im Viertel mit Hunden. Alle Hundebesitzer:innen und Hunde kennen mich und bleiben bei mir stehen. Die Hunde bemerken natürlich meine Zuneigung und küssen mich ständig ab. Zum Glück nicht die dazugehörigen Menschen, lach.

Was macht Menschen, die Hunde oder andere Haustiere haben, so besonders?
Empathisch, selbstbewusst, natürlich.

Was ist Deine Lieblingsbeschäftigung mit Deinem Hund/Hunden?
Kuscheln, kümmern, spielen, sich verliebt anschauen.

Gibt es ein Tier, vor dem Du Angst hast und warum?
Ich habe auch vor Hunden Respekt, wie vor jedem Tier. Angst hätte ich vor giftigen Tieren.

Erzähl mir die Lieblingsanekdote oder Geschichte mit Deinem Hund/Hunden?
Als mein kleiner Hund als Kind mit mir im Schnee spielte und ich nicht mehr laufen konnte vor Lachen. Glücklichsein pur im Hier und Jetzt.

www.marcus-urban.de
www.verein-für-vielfalt.de

Vielen Dank für das offene Gespräch.

Euer DocStefan