Die Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea)
Der Mensch verbringt seinen Urlaub gerne an der Küste. Deshalb habe ich mir für den August auch ein entsprechendes Tier des Monats ausgesucht. Die im Moment noch ungefährdete Art der Küstenseeschwalbe gehört zu den Seeschwalben. Die Vögel werden bei einer Flügelspannweite von bis zu 85 cm etwa 35 cm groß und haben ein Gewicht von etwa 130 Gramm. Ihr Gefieder ist grau-weiß, am Kopf tiefschwarz mit einem leuchtend rotem Schnabel, wobei es keine Unterschiede zwischen Weibchen und Männchen gibt.
Was sie besonders auszeichnet:
Die Küstenseeschwalbe ist der Zugvogel mit der längsten Zugstrecke. Ihr Zugweg ist einzigartig und verläuft von den Brutgebieten im Nordpolarmeer (u.a. Island und Norwegen) bis hin zu den Überwinterungsplätzen im südlichen Polarmeer also in die südlichen Teile des Atlantischen und Indischen Ozeans, wobei in beiden Gebieten immer ein reichhaltiges Nahrungsangebot zu finden ist.
Sie legen auf ihrem Zug eine Strecke von bis zu 18.000 km zurück – bei einer Fluggeschwindigkeit von bis zu 40 km/h. Dabei orientieren sich am Stand der Sonne, obwohl auch viele der Schwalben Teile ihrer Reise in der Nacht zurücklegen. Schätzungsweise legen diese Vögel bis zu 90.000 km pro Jahr und bis zu 2.5 Millionen km während ihres gesamten bis zu 30 Jahre währenden Lebens zurück.
Erstaunlich ebenfalls ist die Tatsache, dass die Küstenseeschwalbe die Strapazen dieser Wanderung mittels „Schlaf im Flug“ überwindet – während die eine Gehirnhälfte schläft, navigiert und steuert die andere den Flug. Ihre Brutgebiete in der arktischen Region reichen in den südlichsten Teilen bis in die Nord- und Ostsee. Sie brüten in großen Kolonien und fliegen auch in größeren Gruppen.
Als Bodenbrüter legt das Weibchen meist 1-3 Eier in eine kleine Mulde, die das Männchen am Boden gedreht hat und nach beeindruckendem Balzflug dem Weibchen anzeigt, in der Hoffnung, dass diese die Mulde auch akzeptiert. Nach dreiwöchiger Brutzeit, die sich die Elterntiere teilen, schlüpfen die Jungen, welche nach weiteren drei Wochen flügge sind.
Falls Feinde die Brut bedrohen, reagieren die Schwalben mit Angriffen im Sturzflug, um diese zu vertreiben. Dabei wird nach dem Alarmsignal vom Partner die ganze Kolonie aufgescheucht, mit großem Vorteil – gemeinsam sind wir stark. Zu den Feinden gehören neben Fuchs, Marder, Wiesel auch Falken, Groß- und Raubmöwen und natürlich wie immer – auch an 1. Stelle der Mensch (durch Vermüllung und Zerstörung des Lebensraumes).
Auf der Jagd nach Beute verharren sie oft „rüttelnd“ in der Luft oberhalb der Wasseroberfläche, um dann pfeilschnell und kopfüber einzutauchen und den anvisierten Fisch zu fangen. Neben Fischen stehen aber auch Insekten oder Krebse auf ihrem Speiseplan.
Die überwältigende Leistung der Zugstrecke in Verbindung mit dem „Schlaf im Flug“ (ach, wenn wir das doch auch könnten…) macht für mich die Küstenseeschwalbe zum Tier des Monats.
Euer DocStefan