Das Kamel oder das Wüstenschiff

In Blog by verwaltung

Mein Tier des Monats ist im Juli das Kamel. Manchmal werden auch wir Menschen als solches bezeichnet, manch einer ist schon auf einem geritten und alle kennen die Geschichte, dass sie nur unregelmäßig trinken müssen, dann aber ganz viel. Hier nun mal ein paar Fakten.

Die Camelidae (Kamele) in der großen Gruppe der Säugetiere zählen zu den Paarhufern. Doch anders als normale Paarhufer, die auf ihren Zehen/Hufen laufen, sind die Kamele Sohlengänger. Als Pflanzenfresser ernähren sie sich von echt karger Kost (nährstoffarme Gräser, trocken Pflanzen oder auch mal getrocknete Datteln). In unserer Vorstellung hat das Kamel immer zwei Höcker – das trifft aber nur für das Wildkamel „Camelus (bactrianus) ferus“ oder Trampeltier zu, welches vorwiegend in den Trockensteppen Zentralasiens, Teilen von China oder in der Wüste Gobi vorkommt. Tiere mit nur einem Höcker sind die Dromedare (Camelus dromedarius) oder arabisches Kamel, die vorwiegend in Afrika beheimatet sind.

Daneben gibt es noch einige Arten, die ich hier nur erwähnen möchte:

Das Guanako als südamerikanische Wildform, oder Lama als Haustierform, das Vicunja als Wild[1]und Alpaka als domestizierte Form. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass Größe und Lebenserwartung unterschiedlich sind – Wir wollen uns aber heute hauptsächlich mit dem Trampeltier beschäftigen.

Den Trampeltieren eigen ist ein umfunktioniertes Gaumensegel, welches unter reichlich Gurgelgeräuschen und Schaumbildung aufgebläht und ausgestülpt werden kann – und leicht schon mal die Größe eines Fußballes erreicht. Und so schnell wie es aufgebläht wurde, verschwindet es auch wieder im Maul. Bei den männlichen Tieren wird es als Imponiergehabe gewertet und vielleicht wurde daher auch der Spruch abgeleitet: „Nun mach mal nicht so dicke Backen“ (Anm. von DocStefan).

Die Wildkamele mit einer Gesamtkörperlänge von bis zu 3.5 m können 400-650, auch schon mal 1.000 Kg Körpergewicht auf die Waage bringen bei einer Lebenserwartung von bis zu 50 Jahren. Sie leben in Haremsgruppen (1 Männchen, mehrere Weibchen – jetzt horchen einige von euch wohl auf …). Paarungszeit ist im Februar und nach etwa 12-14 Monaten Tragzeit bringt das Weibchen zumeist ein Junges auf die Welt.

Eine Besonderheit sind ihre starken Nieren, die einen hohen Teil an Abfallstoffen aus dem Blut entfernen können, aber nur wenig Wasser. Dadurch produzieren sie sehr wenig und hoch konzentrierten Urin (ca. 1 Liter pro Tag, was bei der Größe doch sehr wenig ist). Auch der Darm und die Blase sorgen dafür, das mehr Wasser im Körper zurückgehalten werden kann. Sogar die Nasen können Wasser aus der Atemluft zurückholen und somit im Körper bewahren. Kamele sind aufgrund ihrer anatomisch-physiologischen Besonderheiten sogar in der Lage Salzwasser zu trinken – die Nieren machen es möglich.

Die Körpertemperatur der Kamele kann stark schwanken, anders als bei anderen Säugetiere. Eine Temperaturerhöhung von bis zu 8 Grad Celsius verkraften sie ohne Schaden zu nehmen – sie schwitzen weniger und sparen damit zusätzlich Wasser. Alles zusammen macht es ihnen möglich, extreme Durststrecken von bis zu 3 Wochen zu überstehen. Selbst ein Körper-Wasserverlust von bis zu 35% führt zu keinen gesundheitlichen Schäden – und das führt zum nächsten Highlight: Kamele sind in der Lage in kürzester Zeit eine riesige Menge an Wasser aufzunehmen – 200 Liter in 15min wurde schon berichtet.

Die Höcker der Kamele dienen ihnen als Energiespeicher und Sonnenschutz – und haben nix damit zu tun, dass in ihnen Wasser gespeichert wird wie in einer Flasche. Jeder der noch denkt, ein Kamel mit einem oder zwei schlappen Höckern braucht Wasser, dem sei jetzt gesagt, dass diesen Kamelen Nahrung fehlt, sprich sie unterernährt sind.

Kamele sind sehr intelligent, lernfähig und haben eine große „Festplatte“ – oft zahlen sie es ihren Peinigern durch Bisse und Tritte erst nach einer langen Zeit heim. Das Kamel steht für Schönheit, Kraft und Geduld und sie sind ein Symbol für Wohlstand, denn nicht selten wird der Reichtum eines Mannes an der Anzahl seiner Kamele gemessen.

Als Handelsgut können gute, große Kamele schon einige tausend Euros einbringen. In den VAR, Dubai oder anderen arabischen Staaten werden für gute Kamele (Rennkamele) auch schon mal von 300.000 bis zu 1 Millionen Euro geboten. Und die schnellsten von ihnen bringen es auf eine Geschwindigkeit bis zu 65km/h.

Kleine Anmerkung: Ursprünglich entsprach der Wert eines getöteten Muslimen 10 Kamele. Da Mohammed jedoch fand, ein Gläubiger sei das 10-fache wert, stieg der Preis auf 100 Kamele pro Mann, 50 Kamele pro Frau – ein Schelm, der Böses denkt dabei.

Ohne natürliche Feinde – die Menschen nutzten und nutzen sie als Lasttiere, sie waren gleichzeitig Milch, Fleisch und Felllieferanten – fristen sie ein mehr oder weniger eigenständiges Leben in oder ohne des Menschen Nähe.

Ein Wort noch zu einer allseits bekannten Touristenattraktion:

Das Kamelreiten ist für viele Zweibeiner immer noch verlockend und ein Muss im Urlaub obendrein. Für manche Tiere jedoch ist es eine Quälerei bei brütender Hitze, ohne Schatten, wenig Futter und Wasser die Urlauber durch die Gegend zu schaukeln – denkt mal drüber nach bei eurem nächsten Urlaub!

Quizfrage zum Schluss:

Wie nennt man ein weibliches Kamel?

Natürlich nicht Camelia, das war etwas anderes. Nein Auch bei den Kamelen bezeichnet man das Männchen als Hengst, das Weibchen als Stute und die Nachkommen als Fohlen.

So, mit diesem kurzen Abriss über ein weiteres außergewöhnliches Tier – mein Tier des Monats, sage ich: Bleibt gesund

Euer DocStefan