Der moderne Mensch führt ein hektisches Leben. Selbst in der momentanen Zeit der Pandemie mit all den Einschränkungen des Alltags und der teils verordneten Unbeweglichkeit und Kontaktbeschränkung. Wir sind immer in Aktion, sei es körperlich oder geistig. Selbst wenn nichts geht, die Wohnung geputzt, das Essen gekocht ist, pushen wir uns und schauen in unser Smartphone oder andere Kommunikationsmittel und treiben unsere Gedanken. Fast als ob es eine Angst gäbe, das Nichtstun uns schaden könnte. Ganz im Gegenteil. Und hier können wir eine wunderbare Lektion von unseren tierischen Freunden lernen. Den Müßiggang.
Das Wort Müßiggang stammt vom Mittel- und Althochdeutschen und bedeutet müßig gehen, also untätig sein, nichts tun, träge sein, Muße haben. Das wiederrum bezeichnet das Aufsuchen der Muße, das entspannte und von Pflichten freie Ausleben unseres Seins und unserer Sinne, nicht die Erholung von besonderen Stresssituationen oder körperlichen Belastungen. Er kann auch mit geistigen Genüssen wie einer schönen Musik im Hintergrund oder leichten vergnüglichen Tätigkeiten einhergehen wie dem Trinken einer leckeren Tasse Tee oder Kaffee, kann jedoch auch das reine Nichtstun bedeuten. Und das kennen wir von unseren geliebten Haustieren.
Die Katze oder der Hund sitzen oft im oder am Fenster und beobachten scheinbar teilnahmslos das Geschehen draußen in der Welt. Selbst wenn sich dort nichts regt. Natürlich reagieren unsere Samtpfoten oder Fellnasen auf die Bewegungen der Autos, Menschen oder Bäume, sollte ein ordentlicher Wind gehen. Der Kopf dreht oder besser wiegt sich, manchmal geht auch das Schwänzchen. Aber sie können ebenfalls, und zwar gefühlt ewig, einfach nur ins Nichts starren, verharren in ihrem Sein, kommen komplett zur Ruhe. Fast als ob sie die Seele baumeln ließen, die Gedanken schweifen lassen, ohne an die nächste Aufgabe, die aktuellen Herausforderungen, das Bankkonto oder den Krach mit den Liebsten zu denken. Herrlich oder?!
Meine Empfehlung ist daher für die Feiertage, aber auch immer mal wieder zwischendurch und das ganze Jahr über: Nehmt Euch unsere Tiere zum Vorbild und setzt Euch einfach mal ans Fenster, gerne mit einer schönen Musik im Hintergrund und einer duftenden Tasse Tee oder Kaffee und übt den Müßiggang Es klingt nicht nur schön, sondern es ist auch eine enorme Quelle für die Kraft, die wir heutzutage alle brauchen. Und wie bei allem, was uns im Leben gelingen soll, braucht auch der Müßiggang, also das Nichtstun, dass alles einmal zuzulassen, ohne Blick auf das Smartphone oder die Angst, etwas zu verpassen, das regelmäßige Training, es auch zu tun. Also traut Euch und genießt!
Der große deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) hat dazu einmal geschrieben:
„Mein Rat ist daher, nichts zu forcieren und alle unproduktiven Tage und Stunden lieber zu vertändeln und zu verschlafen, als in solchen Tagen etwas machen zu wollen, woran man später keine Freude hat.“
In diesem Sinne, Euch eine besinnliche Zeit.
Euer DocStefan
Foto: Adina Voicu